Mitgliederversammlung 2019
Datum: 11.03.2019 Uhrzeit: ab 19.00
Ort: Restaurant ‚Pavarotti‘ in Bammental
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hrn. Valentin Schnitzer wurde dreier im Jahr 2018 verstorbener Mitglieder bzw. zentraler Kontaktpersonen mit einer Schweigeminute gedacht:
Zwei erkrankt abwesenden Mitgliedern, Hrn. Wolfgang Riegler und Hrn. Günter Reiff, wurde gute und baldige Besserung gewünscht.
Da über 15 MitgliederInnen anwesend waren, konnte die Beschlussfähigkeit der Mitgliederversammlung festgestellt werden. Es wurde eine Erhöhung des jährlichen Mitgliederbeitrags auf 45.- € für Einzelmitglieder und 60.- € für Mitgliederpaare/Familien einstimmig beschlossen und tritt ab 2020 in Kraft.
Zum Protokoll der letzten Mitgliederversammlung gab es keine Ein- wände. Es wurde einstimmig (mit einer Enthaltung) als korrekt beschlossen.
Gleiches galt für den Jahresbericht 2018. Aus diesem wurden wesentliche Teile verlesen, auf den ausführlichen späteren Beitrag von Hrn. V. Schnitzer verwiesen und danach der Jahresbericht 2018 einstimmig (mit einer Enthaltung) beschlossen.
Der Kassenbericht 2018 wurde verlesen, an einigen Stellen von den Kassenprüfern ausführlicher erläutert und danach ohne Beanstan- dungen einstimmig (mit einer Enthaltung) beschlossen. Hr, Florian Riegler, der seine Position als Kassenwart aufgrund hoher Arbeitsbelastung aufgeben wird, wurde für seine Arbeit gewürdigt und mit einem Geschenk verabschiedet. Der Kassenwart wurde einstimmig (mit zwei Enthaltungen) entlastet.
Als neuer Kassenwart steht Hr. Gregor Bless zur Verfügung. Er wurde mit einer Enthaltung gewählt. Auch zwei neue Kassenprüfer, Hr. Michael Rauch und Hr. Johann Adam, wurden für das Jahr 2019 vorgeschlagen und einstimmig (mit zwei Enthaltungen) gewählt.
Entlastung des Vorstands, Hr. Valentin Schnitzer, Fr. Agnes Riegler. Der Vorstand wurde einstimmig (mit zwei Enthaltungen) entlastet.
Das Schwerpunktthema des Abends bildete der Reisebericht des Vorsitzenden, Hrn. Valentin Schnitzer, zu seinem Aufenthalt in Tansania im November 2018.
Die Reise konnte das praktische Motto des Vereins und seines Vorsitzenden‚ als kleines Element für den afrikanischen Kontinent eindrucksvoll bestätigen: Überleben sichern und Lebensperspektiven (gerade der ländlichen Bevölkerung) erleichtern!
Alle bisher unterstützten Projekte in Tansania und gerade diejenigen, die Hr. Schnitzer besuchen konnte, verdienen es, weiter am Laufen gehalten zu werden: zum einen technisch-praktisch durch den Versand von Ersatzteilen für Wassermühlen und andere Bestandteile einer funktionierenden Elektrizitätsversorgung zum anderen durch das Aufrechterhalten des Dialogs mit den Projektverantwortlichen vor Ort sowie mit Organisationen und Verbänden in Tansania und Deutschland, die für die Nachhaltigkeit der Projektstrukturen von LfA, jedoch auch für die Stabilität eines Unterstützungsnetzwerks nach Tansania notwendig sind.
Anhand einer Landkarte und eines Flyers (s. Anhang) sowie einer PowerPoint- Präsentation wurden die Stationen der Reise aufgezeigt und von Hrn. Schnitzer erläutert:
Als neues Projekt: Imiliwaha (ca. 1.000 km südwestlich von Dar-es-Salaam gelegen): Das Kraftwerk des von Schwestern betreuten Benediktiner-Klosters / Schwesternkonvents St. Gertrud (inklusive Kindergärten, Schulen und Krankenhaus - ora et labora!) läuft seit über 40 Jahren, bedarf jedoch einer dringenden Überholung und auch teilweiser Reparatur. Diese Unterstützung kann von Bruder Max vor Ort geleistet werden. Jedoch müssen finanzielle Ressourcen bereitgestellt werden. Durch Nutzung lokaler Ressourcen und Manpower konnte das Kraftwerk bereits teilweise (insb. durch Bruder Max) wieder instandgesetzt und in der Ausstattung erneuert werden; doch es fehlen immer noch ca. 10.000 € für weitere qualitativ hochwertige Ersatzteile. Die entsprechenden Reparaturen sind für 2019 geplant. Schwester Imakulata leistet vor Ort sehr gute Management-Arbeit und kümmert sich um neue Anpflanzungen von Früchten und vermarktbaren Agrar- wie Gartenbauprodukten, jedoch vor allem auch um die Aufforstung und den Schutz der Wassereinzugsgebiete. Diese Vorausschau ist in Zeiten oft blinder bzw. kurzsichtiger Landnutzung von unschätzbarem Wert und verdient (um ein abgenutztes Schlagwort zu gebrauchen) nachhaltige Unterstützung.
TANESCO baut das nationale Stromnetz weiter aus und kommt damit inzwischen auch in den Regionen an, die bisher von lokalen Netzen (wie den von LfA geförderten) ver- sorgt wurden. Hierdurch entstehen nunmehr ernstzunehmende Zielkonflikte, zumal die Möglichkeit der Einspeisung lokaler Netze unter 100 KW in das nationale Netz – auch als sinnvolle Quelle lokaler Einnahmen - immer noch verwehrt wird bzw. noch nicht ab- schließend geklärt ist. Der Trend geht eindeutig weg vom Inselbetrieb zu mehr neuen Kraftwerken vor Ort. Dies legt nahe, in nächster Zukunft keine neuen lokalen Wasserkraftwerke in Betrieb zu nehmen, jedoch die bestehenden lokalen Kraftwerke weiter zu unterstützen, insbesondere wenn die Nutzer in den Dörfern dies wünschen: zum einen da die nationalen Versorger unzuverlässig sind und häufig ausfallen und zum anderen weil die mittelfristige Einnahmequelle durch lokale Betreiber (wie es z.B. auch in Deutschland auf Basis des EEG möglich ist) eventuell weiter offen steht. Insofern bietet sich die Fortsetzung dieser flexiblen Form der Unterstützung in Mavanga in Zusammenarbeit mit der Partner- gemeinde Düren, welche mit dieser Region seit langem eine Partnerschaft aufgebaut hat, weiter an. Aktuell stehen hier eine Erhöhung des Speicherdamms und die Lieferung einer Reserveturbine – wieder unter der Mitwirkung von Bruder Max – in der Diskussion. Viele der Kraftwerke in der Region Mavanga wurden noch von Godfrey Ndeuwo aufgebaut und es ist zukunftsweisend erfreulich zu sehen, wie diese Wasserkraftwerke von eingewiesenen Personen von Ort sorgfältig und verantwortungsbewusst betreut werden.
Zwei damit verbundene Zusatzthemen wurden von Herrn Schnitzer ausführlicher besprochen:
Der Kampf um lokale Rechte und Konzessionen muss weiter beobachtet werden. Durch den Einsatz von Regulierungsbehörden, welche die verschiedenen Interessen in den Regionen ausgleichen sollen, hat sich die Ausgangssituation etwas zugunsten der lokalen Betreiber verbessert. Die Suche nach tragfähigen Kompromissen in dieser für das gesamte Land wichtigen Entwicklungsfrage könnte auch die Gesamtsituation für die Wasserkraftwerke in den ländlichen und gebirgigen Regionen, gerade auch zugunsten des Naturschutzes, spürbar und langfristig voranbringen. Vor allem die Zuverlässigkeit der lokalen Netze (z.B. für die stetige Stromversorgung von Handwerksbetrieben, den Betrieb von Mobiltelefonen, Fernsehern, Radios und elektrischen Anlagen in Hospitälern, Schulen und Wohnhäusern) bilden eine wichtige Argumentationsbasis in den jeweiligen Verhandlungen, so dass sich tendenziell, wenn die lokalen Betreiber anerkannt würden, TANESCO in den nächsten Jahren / Jahrzehnten technisch und finanziell weniger um die dezentralen Kraftwerke als vielmehr um den Bau und den Erhalt eines weitmaschigen, aber landesweiten Stromnetzes konzentrieren könnte.
Dem obigen Problemkreis angegliedert und bereits mit dem Schlagwort Naturschutz erwähnt, ist die seit Jahren stetig abnehmenden Menge nutzbaren Wassers, sowohl in der täglichen Nutzung für die Bevölkerung als auch den Antrieb der lokalen Wasserkraftwerke. Da die funktionierende Stromversorgung eine sehr starke Sogwirkung auf die ländliche Bevölkerung ausübt, ist die Zahl der Einwohner von zentralen Zentren z.B. in Mavanga von 1.600 Personen vor dem Jahr 2000 auf über 10.000 heute angestiegen. Zusätzlich werden nunmehr verstärkt Maßnahmen zur Wasseraufbereitung, z.B. Filteranlagen und Chloreinspeisung, notwendig. Aufforstung und streng bewachter Naturschutz müssen daher unverzichtbare Begleiter der einsetzenden Modernisierung und Entwicklung in den ländlichen Gebieten der LfA- Projekte werden. Positiv hervorzuheben ist, dass inzwischen auch junge Handwerker, als Abgänger der Technischen Schule in Mbinga, mit Wartungs- und Reparaturaufgaben betraut werden.
Die Besuchsroute des Vereinsvorsitzenden wurde mit folgenden Stationen abgeschlossen:
In Kindimba besteht eine seit Jahrzehnten funktionierende zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit japanischen Partnerorganisationen. So wurde von jener Seite eine neue Turbine aus Indonesien beschafft. Zugleich konnte durch einen Kredit von 100.000 € aus dem Erbe eines Schweizer Entwicklungsinvestors die Elektrifizierung des Ortes und des Umkreises entscheidend vorangetrieben werden. In diesem Gebiet erleichtert die Vertretung der regionalen Entwicklungsinstitution Tansanias REA in vorbildlicher Weise den Anschluss der ländlichen Umlanddörfer. Dies wurde auch deutlich, als infolge eines Blitzeinschlags mehrere Kreise von der Stromzufuhr abgeschnitten waren. Die notwendigen Reparaturen erfolgten - wiederum durch Bruder Max! – rasch und ließen die notwendigen Privatnutzer wieder vor Weihnachten versorgt werden; auch die Mühlen und Maschinen liefen wieder an. Ein interessanter Zusatzaspekt wurde von Hrn. Schnitzer nicht untererwähnt gelassen:
Eventuell lässt sich durch das vorbildliche Zahlungsverhalten dörflicher Gemeinschaften eine Bekämpfung von ‚akzeptierter Nachlässigkeit‘ oder der weit verbreiteten Korruption durch ‚ Druck von unten‘ mit erzeugen. Jedenfalls wurden im Zuge des Blitzeinschlags nach einer raschen Geldüberweisung durch ein Dorf die notwendigen Ersatzteile schnell und un- bürokratisch in die entlegenen Gebiete geliefert.
Ähnlich positiv verläuft die Rückzahlung von Kleinkrediten durch die Frauengruppe in Litembo, die sich auf Anpflanzungen von vermarktbaren Gartenprodukten (insb. Obst und Gemüse), Viehzucht (insb. Hühner und Schweine) sowie im handwerklichen Bereich auf Näherei spezialisiert hat. Inzwischen werden in einem zweiten ‚Kreditkreislauf‘ unter lokaler Aufsicht neu konzipierte Minikredite an junge Menschen weiter vergeben, die vor allem zur Existenzgründung gebraucht werden. Die Wasser- und Energieversorgung in Litembo, z.B. für das örtliche Krankenhaus, funktioniert reibungslos.
Als potentielles Zukunftsprojekt wurde die Wasserversorgung der Gemeinde Mavanga von Hrn. Schnitzer erläutert. Es sind zwar zwei von Quellen gespeiste lange Versorgungsleitungen vorhanden, die aber bei weitem nicht für die Wasserversorgung der rapide wachsen- den Gemeinde ausreichen. (Dieses Dorf liegt relativ weitab von Verkehrswegen und Energieversorgungsleitungen.) Hier böte sich eine Zusammenarbeit mit der offiziellen deutschen Entwicklungszusammenarbeit an; doch noch fehlt die offizielle Beauftragung der GIZ durch das BMZ.
Ansonsten läge genügend sinnvolle Arbeit in Bezug auf den Neubau, die Überholung und die Verbreiterung / Modernisierung von bestehenden Anlagen an den bekannten Standorten vor. Hierzu bietet das stabile Engagement der einheimischen Partner und der mitwirkenden Bevölkerung - gerade nach dem Tod von Godfrey Ndeuwo - eine mehr als substantielle, zukunftsgerichtete und hoffnungsvolle Grundlage.
Hiermit und unter anhaltendem Applaus endete der Vortrag von Herrn Schnitzer.
Mit Dankes- und Abschiedsgrüßen wurde die Mitgliederversammlung nach ca. 1,5 Stunden beendet.
Günther Koegst Mannheim, 15.04.2019
[Anmerkung des Vereins: die geographische Verteilung der aktuellen Projekte finden Sie hier.]